DEPRESSION


Ich, als einziger Bewohner dieser Glaskugel,
auf der Licht Regenbogenfarben zaubert,
glaube mich berechtigt,
keine Aussage über meine Behausung zu machen,
die ich nicht verlassen kann.
Denn das Loch, das als Ausgang diente,
habe ich über der Weite des Wassers verloren,
als ich hier den Spinnfäden meiner Gedanken
zu folgen versuchte.
Wenn die Ganzheit nicht mehr erfahrbar, die Fragmentierung nicht mehr lebbar ist
DEPRESSION
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Um es vorab zu sagen: Die Diagnose und Behandlung einer Depression gehört in die Hände eines Psychologen, Psychotherapeuten oder Psychiaters.
Das Coaching kann eine psychotherapeutische Behandlung jedoch sinnvoll begleiten.
Im Folgenden können Sie lesen, in welche theoretische Überlegungen und Konzeptionen mein Verständnis von depressiven Episoden und Haltungen eingebettet sind. Entsprechend ist auch meine Herangehensweise im Coaching.
LEBENSGESCHICHTEN
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Thomas Mann verstand sich gut darauf, sein Lebens bis in kleinste Lebensäußerungen als eine Inszenierung zu verstehen und zu präsentieren. Diese Szenen, Geschichten, Anekdoten verdichten sich zusammen mit kulturellen Deutungshorizonten zu einer, wie es so schön heißt, Lebensgeschichte. Diese Geschichten sind mehr als eine chronologische Abfolge von Ereignissen. Sie geben dem Menschen Bezugsrahmen und Orientierung, sie rhythmisieren die Erfahrungen, bilden ein Zeitkontinuum ab, geben den Ereignissen und den sich daraus ergebenden Konsequenzen Plausibilität, verleihen den Entwicklungen auch noch nachträglich Sinn und Richtung. So entsteht eine überschaubare Welt mit Vorhersehbarkeit, Stabilität und Sicherheit.
Doch wie kann ein Mensch in einer Gesellschaft, die aus Episoden und Fragmenten besteht, seine Identität und Lebensgeschichte zu einer Erzählung bündeln? fragt der Soziologe Richard Sennett.
PHYSIS UND PSYCHE
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Wenn der Spiegel leer zu bleiben scheint, die Selbstwahrnehmung schemenhaft bleibt
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KONNEKTIVITÄT
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Im Coaching versuchen wir die Fragmente wieder sinnvoll zu verbinden, indem wir in kleinen – oft sehr kleinen – Schritten kognitive und affektive Prozesse bewusst und erfahrbar machen: sinnliche Wahrnehmung wird mit Bewusstheit, Emotionen mit Gedanken, Erfahrungen mit Perspektiven verbunden.
Das passiert auf vielfältige Weise – durch den Aufbau einer vertrauens- und respektvollen Beziehung zwischen den CoachingklientInnen und mir, durch Gespräche, durch neue Erkenntnisse, wieder entdeckter Motivation und Lebensenergie. Unterstützt wird die Kommunikation in der Praxis durch lebensnahe Aktionen, beispielsweise im geschützten Raum eines Waldes mit Vogelstimmen, frischer Luft, Bewegung und Berührung mit der Natur. Die sinnliche Wahrnehmung wird auf kognitiver Ebene um Sinnzusammenhänge ergänzt. Anhand des Buches von Peter Wohlleben „DAS GEHEIME LEBEN DER BÄUME – Was sie fühlen, wie sie kommunizieren – die Entdeckung einer verborgenen Welt“ wird eine wunderbare Ordnung sichtbar: Die Kommunikation unter den Bäumen – die Rolle anderer Lebewesen dabei wie z.B. der Pilze -und wie Bäume sich und ihre Kommunikation organisieren.
Oder wir verdeutlichen uns Ordnungen, „Spielregeln“, anhand der Kommunikation von Tieren untereinander, insbesondere von Hunden, sowie Muster der – gelungenen oder verfehlten – Kommunikation zwischen Tieren und Menschen.
So werden auf eine – eher abstrakte – Art und Weise Lebens- und Kommunikationsprinzipien deutlich und erlebbar gemacht. Wissen wird mit Beobachtungen verknüpft, von der Natur wird auf die Natur des Menschen geschlossen. Menschen – insbesondere depressive Menschen – empfinden es oft als weniger invasiv und leichter zugänglich, Lebens- und Wirkprinzipien in der Natur zu erkennen und zu reflektieren, als über menschliche Daseins- und Organisationsformen nachzudenken.
Manche KlientInnen kamen nach zwei Jahren des Rückzugs in ihrer Wohnung zu mir. Bei diesen kleinen Ausflügen beginnen sie, sich durch Berührungen mit Licht, Luft, Sonne, Wind oder auch Regen und Kälte wieder selbst physisch wahrzunehmen, ihre Umwelt bewusst zu erleben und Beobachtungen, Sinneseindrücke, Wissen und Gefühle miteinander zu verknüpfen und sich vorsichtig wieder mit der Welt zu verbinden.
BILDKORREKTUREN
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Ein weiterer Ansatzpunkt ist der Körper und die Körpersprache. Ich arbeite mit einer Krankengymnastin zusammen, die ich manchen Klienten zur Massage oder Krankengymnastik empfehle. Denn einige Menschen sind gut über ihre Körperwahrnehmungen zu erreichen und entwickeln so wieder leichter die Wahrnehmung ihrer selbst und das Bewusstsein für den Zusammenhang zwischen Körperhaltung und Psyche. Damit werden eine Verbindung und ein Modell für weitere Verbindungen geschaffen.
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von Charles M. Schulz
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
Und hinter tausend Stäben keine Welt
Rainer Maria Rilke

Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
Und hinter tausend Stäben keine Welt
Rainer Maria Rilke

Depressionen – Erfahrungen aus meiner Praxis
COACHING - BEGLEITEND ZU EINER PSYCHOTHERAPIE
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Weiter finden Sie Klassifizierungen des ICD-10 zur Diagnostik von Depressionen. Hier auf dieser Homepage beschreibe ich Depressionen, wie sie sich bei mir im Praxisbetrieb darstellen. Wie bereits erwähnt stelle nicht ich die Diagnosen, sondern Hausärzte, Psychiater, Psychotherapeuten und Psychologen. Ich behandele auch keine Depression. Das Coaching erfolgt in der Regel begleitend zu einer Psychotherapie. – Manchmal erfolgt das Coaching zu ganz anderen Themen, die zeitweise von depressiven Einschüben überschattet werden. Damit muss man dann im Coaching umgehen und sie bei der Bearbeitung der anderen Themen berücksichtigen.
ERFAHRUNGEN AUS DER PRAXIS
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Depressionen sind nicht eindeutig messbar und damit schwer zweifelsfrei zu diagnostizieren. Es gibt unspezifische Hinweise, die sich aus Kernspin-Aufnahmen des Hypothalamus, der Genetik und der Neurologie ableiten lassen. Eindeutig Aussagen lassen sie jedoch bisher nicht zu.
Hier schildere ich Erfahrungen aus meinen Praxisfällen, die mit Depression assoziiert sind. Zu beachten ist, dass sie keineswegs repräsentativ sind. Doch vielleicht erkennen Sie dort einige Züge wieder.
In einer Sendung von Quarks „Rätsel Depression“ bin ich auf ein Phänomen gestoßen, dass meinen Erfahrungen aus der Arbeit mit depressiven Menschen sehr nahe kommt. Nach meinen Erfahrungen mangelt es Menschen mit Depressionen weder an kognitiven Fähigkeiten noch an emotionaler Erlebnisfähigkeit. Nur scheinen sie sich ihrer Emotionen wenig bewusst zu sein. Es ist, als würden diese Sphären schlicht nicht zusammenarbeiten. Neurologische Untersuchungen scheinen zu einem ähnlichen Ergebnis zu gelangen (s.u. das Transkript der Sendung).
GEFÜHLE ? - NEIN DANKE !
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Mich hat immer wieder überrascht, dass Menschen, die unter einer depressiven Episode leiden, die Frage nach Gefühlen verneinen.
So erklärte mir ein Student, er habe keine besonderen Gefühle. Mit seinen Gefühlen sei eigentlich alles in Ordnung. Das Problem, unter dem er litt, sei lediglich, dass er es nicht mehr schaffe, in die Uni zu gehen. Ich fragte nach, ob ihn die Studieninhalte intellektuell überfordern würden? Nein, bisher habe er in den Klausuren stets mit einer Eins oder einer Zwei abgeschnitten. Die Frage, ob er grundsätzliche Schwierigkeiten mit der Organisationsform des Studiums hätte, verneinte er ebenfalls. Persönliche Schwierigkeiten mit Dozenten, Professoren und Kommilitonen habe er auch nicht – allenfalls, dass er etwas schüchtern sei. Die Frage nach der Relevanz des Studiums in gesellschaftlicher Hinsicht und in Hinsicht auf sein eigenes Leben beantwortete er eindeutig positiv. – Heraus kam eine überaus zustimmende Einstellung zu Studieninhalten, zum universitären System, zum Leistungsgedanken.
Unter kognitiven Aspekten gab es also keine Kritik, weder konkret an der Uni, an der er studierten, noch grundsätzlich an dem universitären System noch an dem spezifischen Fach.
Wenn verstandes- und vernunftsmäßig alles in Ordnung war, was blieb dann noch? – Es waren scheinbar doch die Gefühle, die Schwierigkeiten in der Verarbeitung zeigten. – Der Student war von dieser Erkenntnis überrascht – und zeigte damit am Ende des Erstgesprächs die erste emotionale Reaktion.
KOMPLEXES ZUSAMMENSPIEL
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Ähnliches habe ich immer wieder erlebt: Gefühle wurden nicht gezeigt und darauf angesprochen, als irrelevant abgetan. Doch dann: Menschen, die sich total leer fühlten, nach eigener Einschätzung keine Gefühle hatten, zeigten plötzlich Ängste, Sehnsüchte und oft vehemente Vorwürfe gegen nahe Angehörige. Bis hin zu Hassgefühle, die dann wieder einer subjektiv stark empfundenen Leere wichen. – Und mit der Leere waren sie einer kognitiven Verarbeitung auch nicht mehr zugänglich.
Wie komplex das Zusammenspiel zwischen kognitiven, emotionalen und physischen Komponenten ist, zeigt Otto in seinem amüsanten Video MILZ an GROSSHIRN
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RÄTSEL DEPRESSION
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Transkript der Sendung „Rätsel Depression“ von Quarks & Co.
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AUSZUG: Gefühle finden im Gehirn statt. Unser Gehirn verarbeitet sie auf verschiedenen Ebenen. Z.B. beim Erleben von Freude. Die Reize wandern direkt in das limbische System, der Gefühlszentrale. Sofort reagiert der Körper, größtenteils unbewusst. Wir können die Reaktionen im ersten Moment gar nicht steuern. Die Information geht weiter, dringt in andere Bereiche vor, in die Hirnrinde, wo die Gedanken und das Gedächtnis sitzen. Das hilft z.B. beim Lernen. Unser Gedächtnis merkt sich, wodurch Freude ausgelöst wird.
Doch der Weg unserer Gefühle im Gehirn ist keine Einbahnstraße. Z.B. in einer bedrohlichen Situation. Die Gefühlszentrale löst sofort Panik aus: Herzklopfen, Zittern, der Blutdruck wird hochgefahren. Alles bereit zur Flucht oder zum Kampf. Gleichzeitig werden auch wieder andere Bereiche in den höheren Schichten unseres Gehirns aktiviert. Hochbetrieb im gesamten Gehirn. Gespeicherte Erfahrungen werden abgerufen, Angreifer werden identifiziert, Informationen über Ort und Zeit kommen hinzu. Das Wissen beeinflusst die Gefühle. Das Gehirn hat erkannt, es droht gar keine Gefahr, die Angst weicht der Erleichterung. Die Gefühle bestimmen das Denken, gleichzeitig werden sie durch das Gedachte verändert. Botenstoffe im Gehirn bringen die Informationen an die richtigen Stellen.
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Beispiel Trauer:
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Sie setzt unser Gefühlszentrum in starke Aktivität. Erinnerungen steigen auf, Erlebnisse und auch Gedanken über das Leben, den Tod und den Sinn des Daseins. Auch diese Signale wirken wieder zurück in die Gefühlsregion. Beim Verarbeiten von Trauer sind alle Bereiche des Gehirns beteiligt. Bei Depressionen scheint dieses komplizierte Netzwerk gestört. Das Gefühlzentrum ist sehr stark aktiviert. Gehirnbereiche, die diese Gefühle aber bewusst wahrnehmen und regulieren könnten, sind kaum tätig. Die Kommunikation zwischen beiden Seiten ist gestört. Der Depressive hat ein brodelndes Gefühlszentrum, aber er kann es nicht steuern und nimmt diese intensiven Gefühle nicht einmal wahr. .. Die Chemie der Gefühle ist durcheinandergeraten.
KOGNITIVE NEUROWISSENSCHAFT
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Die Aussagen von Quarks passen zu den modernen Ansätzen der Hirnforschung. Dabei ist zu beachten:
Was gemessen wird (Reaktionszeiten, Fehler, regionale Hirndurchblutung) sind immer Daten.
Es sind aber Theorien (nicht Daten), die das WIE der Depression zu erklären versuchen:
- Die meisten Hirnregionen sind nicht nur an einer bestimmten Funktion beteiligt
- Die meisten Funktionen haben nicht eine bestimmte Lokation
- Komplexe Funktionen (z.B. Objektwahrnehmung, Erinnern, Entscheiden) beruhen auf verteilten Netzwerken interagierender Hirnsysteme
- Innerhalb solcher Netzwerke können Teilsysteme eine mehr oder weniger große funktionale Spezialisierung für Teilfunktionen aufweisen
HINTERGRUND-INFOS ZUR DIAGNOSTIK
EINE AUSWAHL AUS DEM ICD-10 ....
DEPRESSION - DEFINITIONEN DES ICD-10
Das ICD-10 ist ein weltweit anerkanntes internationalen Klassifikationsschema für Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, das von der Weltgesundheitsorganisation heraus gegeben wird. Im ICD-10 gehören Depressionen in die Gruppe der affektiven Störungen und werden in der Gruppe F30-F39 kodiert:
„Diese Gruppe enthält Störungen, deren Hauptsymptome in einer Veränderung der Stimmung oder der Affektivität entweder zur Depression – mit oder ohne begleitende(r) Angst – oder zur gehobenen Stimmung bestehen. Dieser Stimmungswechsel wird meist von einer Veränderung des allgemeinen Aktivitätsniveaus begleitet. Die meisten anderen Symptome beruhen hierauf oder sind im Zusammenhang mit dem Stimmungs- und Aktivitätswechsel leicht zu verstehen. Die meisten dieser Störungen neigen zu Rückfällen. Der Beginn der einzelnen Episoden ist oft mit belastenden Ereignissen oder Situationen in Zusammenhang zu bringen.“
Gruppe F30 bis F39
Zu der Gruppe F30 – F 39 gehören:
- Die depressive Episode und die
- Rezidivierende depressive Störung
manchmal stehen diese Diagnosen auch im Zusammenhang in Kombination mit anderen Störungen, wie z.B. mit
- Angststörungen
Die Definitionen laut ICD-10 unterschiedlicher – nicht aller – Diagnosen im Zusammenhang mit Depressionen finden Sie auf den folgenden Seiten:
F32 .Depressive Episode
„Bei den typischen
leidet der betroffene Patient unter einer gedrückten Stimmung und einer Verminderung von Antrieb und Aktivität. Die Fähigkeit zu Freude, das Interesse und die Konzentration sind vermindert. Ausgeprägte Müdigkeit kann nach jeder kleinsten Anstrengung auftreten. Der Schlaf ist meist gestört, der Appetit vermindert. Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen sind fast immer beeinträchtigt. Sogar bei der leichten Form kommen Schuldgefühle oder Gedanken über eigene Wertlosigkeit vor. Die gedrückte Stimmung verändert sich von Tag zu Tag wenig, reagiert nicht auf Lebensumstände und kann von so genannten „somatischen“ Symptomen begleitet werden, wie Interessenverlust oder Verlust der Freude, Früherwachen, Morgentief, deutliche psychomotorische Hemmung, Agitiertheit, Appetitverlust, Gewichtsverlust und Libidoverlust. Abhängig von Anzahl und Schwere der Symptome ist eine depressive Episode als leicht, mittelgradig oder schwer zu bezeichnen.“
F33. Rezidivierende depressive Störung
„Hierbei handelt es sich um eine Störung, die durch wiederholte depressive Episoden (F32.-) charakterisiert ist. In der Anamnese finden sich dabei keine unabhängigen Episoden mit gehobener Stimmung und vermehrtem Antrieb (Manie). Kurze Episoden von leicht gehobener Stimmung und Überaktivität (Hypomanie) können allerdings unmittelbar nach einer depressiven Episode, manchmal durch eine antidepressive Behandlung mitbedingt, aufgetreten sein. Die schwereren Formen der rezidivierenden depressiven Störung (F33.2 und .3) haben viel mit den früheren Konzepten der manisch-depressiven Krankheit, der Melancholie, der vitalen Depression und der endogenen Depression gemeinsam. Die erste Episode kann in jedem Alter zwischen Kindheit und Senium auftreten, der Beginn kann akut oder schleichend sein, die Dauer reicht von wenigen Wochen bis zu vielen Monaten. Das Risiko, dass ein Patient mit rezidivierender depressiver Störung eine manische Episode entwickelt, wird niemals vollständig aufgehoben, gleichgültig, wie viele depressive Episoden aufgetreten sind. Bei Auftreten einer manischen Episode ist die Diagnose in bipolare affektive Störung zu ändern.“
Andere Angststörungen F41
Im ICD -10 finden sich Depressionen auch in Kombination mit „anderen Angststörung, F.41“, die zur Gruppe der neurotischen, Belastungs- und somatoforme Störungen gehören.
„Bei diesen Störungen stellen Manifestationen der Angst die Hauptsymptome dar, ohne auf eine bestimmte Umgebungssituation bezogen zu sein. Depressive und Zwangssymptome, sogar einige Elemente phobischer Angst können vorhanden sein, vorausgesetzt, sie sind eindeutig sekundär oder weniger ausgeprägt.“
F 41.0 Panikattacken
„Das wesentliche Kennzeichen sind wiederkehrende schwere Angstattacken (Panik), die sich nicht auf eine spezifische Situation oder besondere Umstände beschränken und deshalb auch nicht vorhersehbar sind. Wie bei anderen Angsterkrankungen zählen zu den wesentlichen Symptomen plötzlich auftretendes Herzklopfen, Brustschmerz, Erstickungsgefühle, Schwindel und Entfremdungsgefühle (Depersonalisation oder Derealisation). Oft entsteht sekundär auch die Furcht zu sterben, vor Kontrollverlust oder die Angst, wahnsinnig zu werden. Die Panikstörung soll nicht als Hauptdiagnose verwendet werden, wenn der Betroffene bei Beginn der Panikattacken an einer depressiven Störung leidet. Unter diesen Umständen sind die Panikattacken wahrscheinlich sekundäre Folge der Depression.“
F 41.2 Angst und depressive Störung, gemischt
„Diese Kategorie soll bei gleichzeitigem Bestehen von Angst und Depression Verwendung finden, jedoch nur, wenn keine der beiden Störungen eindeutig vorherrscht und keine für sich genommen eine eigenständige Diagnose rechtfertigt. Treten ängstliche und depressive Symptome in so starker Ausprägung auf, dass sie einzelne Diagnosen rechtfertigen, sollen beide Diagnosen gestellt und auf diese Kategorie verzichtet werden.“
WEITERE INFORMATIONEN
Hier finden Sie bei Interesse weitere Informationen aus dem ICD-10
Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme
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Persönliche und systembedingte Faktoren
In der Literatur werden vielfach die persönlichen Auslöser, Motive, Defizite etc. thematisiert. Tatsächlich tragen wir oft Zielkonflikte in uns selber: Helfe ich erst meiner kranken Mutter oder bringe ich das Kind vorher in den Kindergarten, sie freut sich so, wenn sie den Kleinen sieht! der Hund muss vorher noch raus, ach und da steht ja noch der Müll, um wieviel Uhr schaffe ich es, im Büro zu sein? muss noch kurz Bescheid geben. wo ist schon wieder das Handy? wer kauft die Lebensmittel für das Wochenende ein? wo ist eigentlich mein Mann? oh, Gott das Finanzamt! hatte ich ganz vergessen und wo lag noch einmal die Mahnung …. Misst, schon wieder ein Knöllchen, und das Geld vergessen, sitz ruhig, sonst kann ich dich nicht anschnallen …. hör schon auf zu hupen, nein ich fahre noch nicht weg, hab mein Portemonnaie vergessen…. – Atemlos
Zugegeben: Das kann man besser organisieren.
Doch selbst bei einer besseren Organisation bleibt das Szenario weit entfernt von einem entspannten Morgen. Und das hat strukturelle, systembedingte Gründe. Die Arbeitsaufgaben und Ansprüche sind gewachsen. Wo früher in den Ehen Arbeitsteilung herrschte, muss nun jeder mehrere Rollen in einer Person verkörpern und das am besten gleichzeitig. Stress ist einer der Grundbedingungen unsere Arbeitswelt und unseren privaten Lebens geworden. Die Gesellschaft frisst ihre Kinder.
Psychologen raten bei Überlastung gerne dazu, Nein sagen zu lernen. Aber: Nicht gegenüber dem Finanzamt! Da ist es schon leichter bei der dementen Mutter. Die bemerkt es nicht mehr so. Und wenn doch, dann erinnert sie sich später nicht mehr daran.
Wir sollen systemrelevante Defizite in unserem persönlichen Leben kompensieren. Gelingt das nicht, wartet das System mit persönlichen Schuldzuweisungen auf: Mangelhafte Stressregulations- und Regenerationsfähigkeit, Unfähigkeit das eigene Belastbarkeitsniveau richtig einzuschätzen und seine Kräfte einzuteilen, irregeleiteter Individualismus, Narzissmus, fehlende Selbstsorge etc.
Im Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) zum Thema:
Zu Burn-Out wird aufgeführt, dass die Mehrheit der Ärzte der Charité angibt, an Burn-out-Beschwerden wie emotionaler Erschöpfung und Depersonalisation zu leiden (Das gesamte Positionspapier finden Sie hier CLICC)
„Nun gehört zur Logik des herrschenden Systems, selbst aus seinem Defizit einen neuen Markt zu erschaffen für professionalisierte Regeneration, aus dem der ‚tyrannische Imperativ‘ (Florian Illies) spricht: Entspann dich! Gleichzeitig beschrieb der Soziologe Zygmunt Bauman diesen Wesenszug der postindustriellen Gesellschaft als seine zweifelhafte Qualität: Für ein systemisches Problem wird eine individuelle Lösung gesucht…. So bilden Talkshows, Zeitschriften und Online-Magazine weiterhin die Therapiegruppe um den Einzelnen. Erzählen den Weg in die Erschöpfung nach, befragen Psychologen und Arbeitsrechtler. Und sie entwerfen Typologien jener Menschen , die besonders anfällig seien – und, huch, das sind ja wir alle! Als sei es so kompliziert, Burn-out nicht als Krise des Arbeiters, sondern endlich als Symptom unseres Systems zu begreifen.“ (Den vollständigen ZEIT-Artikel finden Sie hier CLICC)
Auf die vorgenannten Themen werden wir im Coaching eingehen. Wir werden Möglichkeiten und Grenzen der persönlichen Haltung gegenüber den objektiven Belastungen ausloten und Handlungsoptionen finden. Die gute Nachricht ist: Einige Dinge kann man ändern. Die schlechte Nachricht ist: Einige nicht! Darum orientieren wir uns an den folgenden klugen Gedanken:
Gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Ein italienischer Koch wurde von Studenten gefragt, wie sie seinen Kochkünsten nacheifern könnten und baten um seine Rezepte:
Du musst singen, während Du kochst, sonst nutzen die besten Zutaten nichts!
In diesem Sinne!
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